Heute waren Eisenwade und Gummibein mit verteilten Rollen am Start. Eisenwade war ich, und der Kerl hatte die Gummibeine. Aber von vorne: Heute war der erste Lauf des Stevens Bahnpokals, beinahe bei uns ums Eck, auf der Radbahn in Stellingen. Während von oben der 5 Grad kalte Sturzregen auf das Plastikdach trommelte und von der Seite der Wind übers Betonoval strich, hatten die Jungs drei Wettbewerbe zu fahren (übrigens tollerweise auch gegen dänische Gegner, die extra angereist waren!): 250 Meter stehend, 12 Runden Punktefahren und ein Ausscheidungsfahren, das dann aber auch zum Punktefahren erklärt wurde. Meine Aufgabe bestand darin, Noah die Pedalen ans Rad zu schrauben und mich ansonsten nicht zu weit vom Frikadellenstand zu entfernen. Und nicht einzufrieren. Letzteres war der schwierigere Part, trotz wieder aus dem Keller hervorgekramter Winterboots, Heizpads darin und dem Wintermantel mit Fellkragen. Es war so schweinekalt, dass nach einer Dreiviertelstunde alle Muskeln verhärtet waren. Eisenwade eben.
Bei Noah war es etwas anders. Der arme Kerl hatte einen richtig schlechten Tag, was ich schon beim Einfahren ahnte, als es mir so vorkam, als könne er ein paar schnelle Runden seiner Kollegen nicht so recht mitgehen. Er war ja fast 10 Tage krank und saß seitdem überhaupt nicht mehr auf dem Rad – zweieinhalb Wochen Pause sind echt viel, das sollte sich heute zeigen. Die schnelle Runde hat er noch so halbwegs hinbekommen (auch wenn er, wie ich glaube, mit dem falschen Bein, dem linken, gestartet ist, aber egal). Aber die beiden folgenden Rennen waren heute einfach zu schnell für ihn, bei beiden flog er irgendwann ab und konnte es selber kaum glauben. Gummibeine. Zwischen den Rennen klapperten die Jungs vor sich hin – die taten mir echt leid heute. Hinterher konnte Noah nicht mal seine Schuhe alleine öffnen, so steif und gefühllos waren seine Finger, dem Kerl stand echt das Wasser in den Augen. Zum Glück gibt’s ne Sitzheizung – ich hab ihn dann blitzschnell ins Auto geschickt. Zu Hause gab’s eine heiße Dusche und nen Pudding, und jetzt sieht die Welt schon wieder etwas anders aus. Bei aller Enttäuschung: Das war dann heute eben vor allem eine harte Trainingseinheit, um wieder auf Renntemperatur zu kommen. Am Wochenende geht’s nach Hannover, zum Straßenrennen. Ich hoffe, das Wetter wird bis dahin besser, sonst wandern wir einfach aus. Ein paar Bilder habe ich auch gemacht. Aber ich hatte keinen Chip in der Kamera, merke ich jetzt. Hatte ich schon erzählt, dass ich der letzte Foto-Idiot bin?