Die Verwahrlosung nimmt ihren Lauf.
Der Junge hat zwar schon zwei Bücher gelesen aber in der Mehrzahl seiner freien Minuten spielt er so ein Spiel auf seinem Samsung-Dings, in dem man einen Affen steuern muss, der ständig Bananen frisst und von seinen eigenen Bananenschalen, die er hinter sich wirft, erschlagen zu werden droht. Und irgendein ominöser Zitteraal taucht auch dann und wann auf.
Ich hingegen fresse Kilometer und laufe Gefahr, von all dem Zeug, was der Kerl irgendwo hat liegen lassen, erschlagen zu werden. Heute morgen fasste ich beinahe in seine Zahnklammer, die lose auf dem Nachttisch lag. Die härteren Zimmerregeln konnte ich bislang noch nicht durchsetzen, weil wir nach wie vor nur einen Schrank (den aber ohne Regalbretter) haben – aber den Inhalt von zwei großen Koffern verstauen müssen. Also haben wir entschieden, das Verstauen sein zu lassen und leben – zumindest was das Radzeug angeht– aus dem Koffer. Das macht es nicht einfacher, Dinge zu finden. Und wir brauchen nach wie vor viel Zeugs – man musste sich auch heute nach dem Zwiebelprinzip in viele Schichten kleiden. Der Regen wurde zwar über Nacht vom Sturm weggeblasen – aber stürmisch war es heute immer noch.
Während die U17- und U19-Fahrer heute gemeine K3-Intervalle am Berg fahren mussten (wie ich hörte, bis zu acht mal den längsten Anstieg am Kap Formentor hinauf), hatte die U15 heute Ruhetag. Noah indes war nach seinem Zwangs-Ergometertag nicht ausgelastet und sein Kollege Jasper trotz gestriger Regenfahrt auch nicht – also hab ich mir die beiden geschnappt und wir sind lockere 50 Kilometer mit ein paar Kuppen darin gefahren. Ich hab die beiden dann am Hotel abgeworfen und bin weitere 60 gefahren, die allerdings etwas zu schnell, wie ich jetzt merke. ICH liege übrigens schon im Bett, während der Typ neben mir noch angezogen auf seiner Bettkante sitzt und behauptet, er habe „die Million voll“, was auch immer da vor sich geht. Außerdem gab’s zum Nachtisch so’n Schokofondue, bei dem er zugeschlagen hat, und jetzt gackert er ständig rum, weiß der Geier, was da drin war. Jedenfalls: Wir haben gute Laune, die auch nur kurz getrübt war, als ich heute nach meiner Ausfahrt wiederkam und der Kerl immer noch nicht geduscht, dafür aber den Riegelvorrat aufgefressen hat. Die Verpackungen hat er wie der Affe in seinem Spiel … na ja, lassen wir das.
Ich hoffe, das wird eine ruhige Nacht. Morgen geht’s mit den U15ern zum Kap Formentor, und wenn ich ehrlich bin, fürchte ich eine kleine Demütigung, erst recht mit meinen etwas dicken Beinen. Die übrigens aktuell den Hauch einer Kante haben: Erstmals waren heute zwei Stunden ohne Beinlinge drin!
Das heutige Foto ist übrigens von gestern. Es zeigt die allabendliche Sitzung mit den Trainern – gestern war auch Bernd Dankowski (ganz links) dabei, der Vorsitzende des Hamburger Radsportverbands. Darunter ein Bild von heute: Jasper, Noah und ich in Campanet.