Nach der Straßensaison kommt das Fahren im Gelände: Die Cross-Saion geht los. In diesem Jahr fahre ich wieder den Stevens Cup mit. Also: So viele Rennen wie möglich. Papa hat schon gesagt, dass er in diesem Jahr nur wenig Lust hat, „gefühlt nach Polen“ zu fahren. Ich glaube, er meint das Rennen in Mecklenburg-Vorpommern für das man sehr früh aufstehen muss. Heute ging es zum Glück nur nach Mölln. Ein Rennen, das auf einer Motorcrossbahn stattfindet.
Letztes Jahr war es dort ja sehr matschig und voller Schlamm, deshalb hat Papa vorgesorgt und mir heute morgen seine neueste Anschaffung präsentiert: Ein mobiler Gartenschlauch, Modell Neptun 500. Damit kann man einfach den ganzen Schlamm vom Rad abspritzen ohne dass man einen Wasseranschluss braucht. Na ja, als wir in Mölln angekommen sind, hat sich dann herausgestellt, dass die Strecke eigentlich überhaupt nicht matschig war, wahrscheinlich weil es nicht geregnet hat.
Wir haben also geparkt, die Räder rausgeholt, die Startnummer FRÜHZEITIG drangemacht (Letztes Jahr hatten wir das ja vergessen) und sind erstmal ein paar lockere Runden gefahren. Der Kurs war etwas verändert gegenüber letztem Jahr, den Großteil sind wir aber schon letztes Jahr gefahren. Das schwierige an der Strecke waren vor allem die engen Kurven und der viele Sand (der Matsch vom letztem Jahr). Ich hatte halt dieses Jahr noch nicht wirklich die Gelegenheit, Crosstechnik zu trainieren weil ich erst zwei oder drei mal richtig mit dem Crosser unterwegs war.
Trotzdem war das heute eine schöne Strecke, die nicht zu schwer und nicht zu leicht war und mir eigentlich gut gefiel. Nach dem Strecke angucken hatten wir noch reichlich Zeit, weil wir heute aufs Rollefahren verzichtet haben. Papa meint, beim Cross wird das total überbewertet, genau wie das Bremsen. Wenn Papa bei seinem Rennen weniger gebremst hätte, dann wär der sicherlich auch weiter vorn gelandet...
Außerdem lautet Papas Devise bei niedrigen Temperaturen offenbar immer noch: „Lieber schon 30 Minuten vor dem Start die Beinlinge ausziehen, dann friert man noch mehr als sowieso schon. Schaden kann’s nicht“ Und dann noch: „Jetzt wo du deine Beinlinge ausgezogen hast, kann ich dich ja gleich noch mit meinem Öl einreiben“. Also hat der Alte sein Wunderfläschchen (dass er inzwischen am liebsten für mich und nicht für sich selbst benutzt) ausgepackt und meine Beine mit dem Inhalt eingecremt. Na ja, wenigstens war mir danach nicht mehr ganz so kalt.
Als das Rennen eine Weile später dann endlich losging, hatte ich einen ganz guten Start, welcher mir schon relativ früh zum dritten Platz verhalf. Den hab ich auch die folgenden zwei Runden verteidigt und war drauf und dran, auch noch den Zweiten einzuholen. Leider bin ich dann in der nächsten Runde in einer der vielen Kurven gestürzt – mir ist nicht viel passiert aber bei meinem Rad war die Kette runtergefallen. Und die wieder aufs Kettenblatt zu tun, hat mich echt Zeit gekostet, sodass mich drei Fahrer überholt haben, von denen allerdings zwei gar nicht in meiner Altersklasse waren. Als ich wieder auf dem Rad saß, kam ich ziemlich schnell wieder an meine Konkurrenten heran und habe auch alle bis auf einen der Hobbyfahrer wieder eingeholt. Aber der zweite Platz war natürlich nicht mehr zu holen. Die restlichen Runden habe ich meinen Vorsprung als Dritter dann wieder ausgebaut und bin auch auf der Position ins Ziel gekommen.
Bei der Siegerehrung gab es diesmal eine etwas außergewöhnliche Trophäe: Ein farbenfroher Pirat kombinert mit einem Sparschwein und natürlich eine Medaille inklusive Piratenbraut als Motiv. Und die wichtigste Belohnung: Ein schönes Crepe mit ordentlich Nutella drauf, um die verbrannten Kalorien wieder auszugleichen.
Papa und ich haben uns dann in der Zeit bis zu seinem Rennen noch die anderen Altersklassen angeschaut, unsere beiden Räder mit dem mobilem Gartenschlauch abgespritzt und Papa hat ungeduldig auf seine Demütigung gewartet. Der alte Tiefstapler hat schon, bevor wir in Mölln angekommen waren, dauernd eingebracht, dass er ja eh Letzter wird und dass er generell kein Cross fahren kann und so weiter. Na ja, in der ersten Runde nach seinem Start war er tatsächlich fast Letzter aber dann hat Papa einen nach dem anderen eingeholt, überholt und abgehängt. Als ich Papa dann bei den folgenden Runden an verschiedenen Abschnitten der Strecke anfeuerte, machte mich eine Frau, die neben mir stand, darauf aufmerksam, dass Papa „irgendwie eine andere Nummer hat als die anderen“. Ich meinte daraufhin: „Nein, das kann nicht sein, das ist uns letztes Mal schon passiert, sowas wiederholt sich nicht!“, doch als ich auf Papas Rücken geschaut habe, entdeckte ich dort tatsächlich MEINE Nummer! Es wiederholt sich also doch. Zum Glück war das für die Organisatoren kein großes Problem, die kennen ihn ja… Papa ist das Rennen also mit meiner Nummer zu Ende gefahren und er hat im Ziel bestimmt fünf oder sechs Fahrer hinter sich gelassen, worauf er nach bestandenem Zieleinlauf auch sehr stolz war.